21.08.2020 / Artikel Binningen / /

Keine unnötigen Experimente bitte!

Die SVP will eine massvolle Zuwanderung erreichen, indem die Personenfreizügigkeit mit der EU gekündigt wird, und als Folge davon auch alle bilateralen Verträge hinfallen werden. Es ist unbestritten, dass wir auf Ausländer angewiesen sind. Ärzte, Pflegepersonal oder Spezialisten für die forschende Industrie und nicht zuletzt auch Erntehelfer in der Landwirtschaft. Auch viele Schweizer profitieren davon, dass sie in der EU studieren oder arbeiten können. Die SVP ist sich der Radikalität der Initiative bewusst und argumentiert, die EU hätte ein Interesse an der Schweiz und werde dann schon einlenken. Diese Haltung entspringt einer masslosen Überschätzung der Macht von 8.5 Mio. Schweizern gegenüber der EU mit 447 Mio. Einwohnern. Selbst wenn die EU rational gesehen, der Schweiz Zugeständnisse machen müsste, würde sie eben irrational reagieren und ähnlich wie beim Brexit die Muskeln spielen lassen. So wie ich beruflich Verhandlungen erlebt habe, gibt es keine Zugeständnisse ohne Gegenleistung. Hier würde die EU – falls sie denn verhandeln würde – sehr viel Geld verlangen. Schliesslich gilt es ja die Engländer beim Geldverteiltopf zu ersetzen. Das wollen wir Schweizer ja auch nicht. Die Initiative setzt ein unrealistisches Zeitkorsett und ist ein falsches Experiment in der jetzigen Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit.

Peter R. Marbet

Bottmingen